Vor über 20 Jahren fragte mich eine Freundin: Gehst Du mit zu den Chippendales? Und da ich ihr blind vertraute und damals in meiner Naivität dachte, das sei eine Rockband, sagte ich spontan zu. Da saß ich dann im Circus Krone in der vierten Reihe unter ein paar tausend kreischende Frauen als vermutlich einziger Mann im gesamten Publikum.
Können Sie sich vorstellen, wie das ist, wenn rund herum alle stehen und nackten Männern zujubeln, während man selber alles andere als jubeln möchte, aber irgendwie nicht nur ruhig rumsitzen kann, sondern ansatzweise mitspielen muss, um nicht zu stark aufzufallen? Und die Reihen waren natürlich so eng bestuhlt, dass man aus der Mitte nicht einfach unauffällig rausgehen konnte. Eigentlich wollte ich im Erdboden verschwinden? Aber nach einer Weile hab ich es mir als „Erfahrung“ verkauft. Die Show war ja an sich ganz okay, aber strippende Männer sind halt dann eher was für Frauen… Doch für eins wars gut: Ich habe damals die Anziehungskraft nackter Haut live miterleben dürfen/müssen.
Heute macht sich die Sehnsucht nach dem „optimalen“ anderen Geschlecht die erfolgreiche Modekette Abercrombie & Fitch zunutze. Männer treffen dort hübscheste Frauen mit idealer Molekularstruktur als Verkaufspersonal. Und umgekehrt können sich die weiblichen Besucher vor oder in den Modeläden an den „ideal gebauten“ Mann hin kuscheln, sich fotografieren lassen und werden von diesem Personal verkaufsorientiert optimal beraten (verführt).
Sex sells ist nicht neu. Aber so wenige haben den Mut, es auf ihre Art konsequent ins Marketing einzubauen, nicht zuletzt um viel (öffentliche) Aufmerksamkeit zu erzeugen. Warum nicht mal eine Einladung zum Gesundheitsseminar mit solchen Waschbrett-Bildern (ggf. des Trainers/der Trainerin) gestalten? Warum keine Autowaschstraße mit hübschem Bikinipersonal? Ja – ich könnte mir vorstellen, dass ein Friseurladen z. B. in einer bestimmten Gegend in Hamburg, der die Haare seiner männlichen Gäste von oben-ohne-Friseurinnen und die von Damen von Waschbrettbauch-Coiffeurs schneiden lässt, nicht nur viel mehr verlangen, sondern sich vor Kunden kaum retten kann. Warum nicht mal die schönsten Waschbrettbäuche aller Postzusteller küren, die dann im Sommer die Post entsprechend zustellen und nicht nur von den Kameras der Lokalpresse begleitet werden…
Abercrombie & Fitch castet ihr Personal nach Ästhetik. Dafür stehen die männlichen wie weiblichen Schönheiten Schlange, um bei A&F zu arbeiten. Immer nach dem Motto: Be different, be sexy, be successful. Die A&F-Methode passt nicht überall und nicht zu jeder Marke, aber öfter als wir uns vorstellen können.
Insbesondere wenn man ihn generell als Appell zu mehr Mut im Marketing und dem Aushalten können von den ewigen Kritikern versteht.
Ihr
Siegfried Haider
DER Marken-Positionierer
Speaker – Trainer – Coach – Berater – Autor
Experte für Helium-Marketing, erfolgreiche Positionierung und einfach mehr Umsatz
Damit Sie immer weniger verkaufen müssen und immer öfter gekauft werden!